Heute ist ja wieder so ein Tag, an dem man es als Mann nicht leicht hat. Denn am Vatertag gibt es zwar schöne Traditionen, aber daran denkt kaum jemand, wenn man über Christi Himmelfahrt denkt. Vatertag = Saufen bis zum Umfallen. Das ist die einfache Gleichung, auf die der heutige Tag reduziert wird.

Vatertag 1

http://www.noz.de/deutschland-welt/gut-zu-wissen/artikel/478669/vatertag-2014-warum-wird-so-viel-gesoffen

Klar, das Bild in der Öffentlichkeit wird von all jenen bestimmt, die sich „rotzbesoffen“ daneben benehmen. Insofern kann ich die öffentliche Entrüstung in den Medien jedes Jahr schon verstehen. Aber ich finde, man darf da nicht alle über einen Kamm scheren. Wenn ich Sätze lese wie „Die alljährlichen Touren vieler Männer lenken nur jedes Jahr wieder von den wirklichen Vätern ab.„, dann könnte ich schon ein wenig kotzen – und das  weit vor dem ersten Bier, das ich heute natürlich irgendwann mal trinken werde. Kann ich nicht ein „wirklicher Vater“ sein und trotzdem mit „meinen Jungs“ eine gemütliche Wanderung von Bierkeller zu Bierkeller, von Brauerei zu Brauerei machen? Und was ist das überhaupt, ein „wirklicher Vater“? Klar, das „Öffnen und Trinken Dutzender Biere macht einen Mann noch lange nicht zum Vater“ (shz.de). Aber, wenn ich sowieso schon viel Zeit mit meiner Familie verbringe, mir mit meiner weltbesten Biertestergattin so gleichberechtigt (und -verpflichtet) Haushalt und Kindererziehung zu teilen versuche, darf ich mir dann keinen Tag „Auszeit“ gönnen? Und bevor jetzt entrüstet gerufen wird: „Aber die Mütter bekommen doch auch keinen Tag Auszeit!!!“ Doch, bekommen sie. In unserem Freundeskreis ist genauso selbstverständlich üblich, dass die Damen ihren Muttertagsausflug machen, während wir uns um die Kiddis kümmern, wie wir unseren Vatertagsausflug.

Mal ehrlich: Wenn man solche Vatertagskarten bekommt, macht man als Vater nicht alles verkehrt! ;-)

Aber jetzt war ich genug moralisch. Es geht ja darum, heute Spaß zu haben. Ob jetzt mit Familie oder mit seinen Freunden, sei jedem selbst überlassen. Wir werden ganz traditionell wandern gehen – ohne Bollerwagen übrigens. Wir hatten das mal gemacht und es war recht witzig, aber Fässchen annehmbarer Größe den ganzen Tag durch die Gegend zu schaukeln, tut dem Inhalt nicht unbedingt gut. Und schales Bier lässt sich kaum genießen. Also nimmt jeder der Herren ein wenig „Proviant“ mit und wir wandern gechillt von Ort zu Ort. Hier im Bamberger Umland ist das ja kein Problem.

Wagner Vollbier 2

Wobei wir gleich bei meinem heutigen Biertipp wären. Mein „Wegbier„, das ich mir extra für heute ausgesucht habe, wird das neue Vollbier der Brauerei Wagner aus Kemmern. Ist schon verrückt, dass überall alle Welt auf moderne Craftbierstile setzt und man beim Wagner dagegen ein helles Vollbier erfindet. Aber so ungewöhnlich ist das gar nicht. Gute, einfache Helle kommen langsam wieder. Zwar gefällt es mir als Franken nicht unbedingt, dass viele „Bayerisch Hell“ heißen müssen, aber es ist halt so.

Wagner Vollbier

Beim Wagner hat man dankenswerterweise auf irgendwelche geküstelte weiß-blaue Kitschromantik verzichtet. Es geht eher in so eine Retro-50er-Richtung. Ich weiß auch nicht, wie ich das Etikett stilistisch einsortieren soll. Mir gefällt’s jedenfalls. Und dass man sich für das Bier die Euro-Flasche ausgesucht hat, finde ich auch gut. Nichts gegen die Longneck, in der es die Wagner-Biere aus Kemmern sonst gibt, aber sie schaut halt ein wenig nach Krombacher & Co. aus. Ich kenne – ungelogen – Biertrinker, die nur wegen der Longneck kein Wagner kaufen würden.

Das Wagner Vollbier selbst ist ein helles Lager mit 5,2 % Alkohol. Es riecht so, wie ein Helles halt riecht: leicht würzig mit einer feinen Hopfenspur. Und es trinkt sich – sorry, das muss ich jetzt so schreiben – lässig und locker weg. Das ist aber nun mal „die Aufgabe“ eines guten Hellen. Man muss es beim Schafkopfen, bei Diskussionen und Gesprächen mit Freunden, beim Fußball oder wo auch immer gemütlich nebenher trinken können. Ohne, dass es zu sehr vom Wesentlichen ablenkt. Ohne, dass man „zu viel“ davon bekommt. Und ohne Schädel und Jammerei am nächsten Morgen. Sei es nun ein Familienpicknick mit Freunden oder ein gemeinsamer Spieleabend – ich erwarte da von einem Bier keinen „sensorischen Orgasmus“. ich erwarte ein Bier, das schmeckt, das nicht sofort zu Kopf steigt, das Platz fürs Wesentliche lässt. Denn selbst an einem Tag wie heute geht es um Vieles, aber nicht alleine und nicht mal hauptsächlich ums Bier.

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Gut, das Wagner Vollbier startet vielleicht im ersten Moment einw enig herb, läuft dann aber gleich runder, ist angenehm malzwürzig, nicht übertrieben gehopft und in der Bittere vollkommen im Rahmen dessen, was ein Bier braucht, wenn man zwar nicht die von shz.de befürchteten Dutzende, aber zumindest das eine oder andere trinken will. Und zugegeben, das wollen wir heute. Das, finde ich, haben wir uns auch an einem Tag im Jahr mal verdient. Wer anderer Meinung ist, mag das gerne sein …

Also, liebe Väter, habt einen schönen Vatertag!
Aber, der Hinweis muss sein, übertreibt es nicht!