Ich kann mir so richtig gut vorstellen, wie so manche Werbeagentur arbeitet. Nehmen wir zum Beispiel das Zirndorfer Landweizen Hefetrüb. Da sitzt dann ein Grafiker rum und denkt sich so: „Landweizen, Landweizen …??!! Also so Land, ländlich, also so ein kleines Dorf mit schmuckem Kirchturm und kleinen Bauernhäusern. Fachwerk natürlich, Tirmdorf liegt ja in Franken, aber nicht zu viel. Das Bier soll ja überall verkauft werden. Und davor ein wogendes Weizenfeld, in dessen Mitte ein Landwirt steht, der mit der Sense dem Getreide zu leibe rückt … Genau, so machen wir’s. Ein paar Korn- und Mohnblumen noch am Rand und dann passt’s!“
Ich weiß ja nicht, aber sowas ist doch Kitsch. Und wenn nicht, dann schrammt es ziemlich haarscharf am Kitsch vorbei … Denkt man sich das Fachwerkdorf weg, könnte der „Bauer“ überall stehen – Mecklenburg Vorpommern oder Missouri. Und dann überhaupt der Begriff „Landweizen“. Was ist der Unterschied zwischen einem Landweizen und einem Stadtweizen? Ein „Stadtweizen“ hat die Tucher nicht im Programm, aber bis vor nicht allzu langer Zeit nannte sich Tucher noch gerne „Das Bier der Stadt“. Urban, stylisch, cool … Aber mit den Zirndorfer Bieren machen sie einen auf ländlich. Und zwar fast schon zu viel, wie ich finde.
Aber wie sieht es mit dem Inhalt aus? Das bernsteinfarbene Weizen mit 5,1 % Alkohol riecht ganz ok. Geschmacklich ist es … naja, ein Standard-Weizen. Da macht man jetzt nichts verkehrt und im Glas sieht man das Etikett ja nicht. Banane, Hefe, Malz … alles da, was man erwartet. Aber eben nicht unbedingt einzigartig. Auf 1000getränke.de wird es treffend als „Beginner-Weizen“ bezeichnet. Nicht schlecht, kein Kultweizen, aber auch nicht schlecht. Nur mit der Verpackung hadere ich wie egsagt. Wenn das Produkt stimmt, muss man nicht so tief in die Kitsch-Kiste greifen.
Noch keine Kommentare