Der Rosenmontag und der Faschingsdienstag rücken ja immer nächer und da wird – vor allem wenn am Wochenende diverse Faschingspartys locken – die Frage nach dem passenden Kostüm immer drängender. Ich bin ja mal eine Zeitlang als Musketier gegangen, weil sich das bei mir anbot: Zum einen habe ich mich in jüngeren Jahren als Sportfechter betätigt, wodurch ich eine zum Kostüm passende Hose und die passenden weißen Strümpfe schon zur Hand hatte. Zum anderen bin ich eine Leseratte und alles, was in der Literatur nur halbwegs Mantel und Degen trug, hatte ich verschlungen.
Insofern machte mich der Musketier Doppelbock aus dem Hause Eder&Heylands natürlich mehr als nur neugierig. Und diese Neugierde wurde auch noch dadurch verstärkt, dass dieses Bier unter anderem mit einer Hopfensorte gestopft wird, die ich im letzten Jahr im Urlaub entdeckt hatte und die ich seither in keinem Bier wiederfinden konnte.
Besagter Hopfen aus Frankreich heißt Aramis, was zum einen den Namen des Biers erklärt und zum anderen jemanden mit meinem Hintergrund richtig „heiß werden“ lässt. Aber während sich über Alexandre Dumas‘ Romanfigur so einiges herausfinden lässt, so z. B. dass Dumas den Name Armis von Henri d’Aramitz, der ein Neffe des Hauptmanns der Musketiere, M. de Treville, war, entlehnt hat, kann ich euch leider nicht sagen, warum der neue Elsässer Aromahopfen gerade diesen Namen bekommen hat. Was sich dagegen recherchieren ließ, ist, dass Aramis (der Hopfen) ähnliche geschmackliche Eigenschaften wie Strisselspalter haben soll, wobei der Alphasäuregehalt höher ist.
Nun „kreuzt“ beim Musketier Doppelbock der Ederbräu Aramis seine Klinge nicht mit den Schergen Richelieus, sondern mit dem australischen Hopfen Ella. Das verspricht eine spannende Kombination zu sein: Aramis hat milde, kräuterige, würzige und leichte Zitrusaromen. Ella hingegen schmeckt blumig, nach Grapefruit und tropischen Früchten, kann aber auch eine Anis-Note hervorbringen. So eine tropisch-französische Kombination hätte Dumas, sebst Enkel eines französischen Plantagenbesitzers und einer dunkelhäutigen Sklavin und auch ein Liebhaber feiner Speisen, sicher gefallen. Zeit seines Lebens wurde er für seine Abstammung, wiewohl er ein gefeierter Autor war, immer wieder angefeindet.
Den südländischen „Touch“ kann man bei dem braun-trüben Bock mit 8,2 % Alkohol schon riechen: Ein Hauch von sehr reifem Pfirsich und anderen Früchten weht einem um die Nase, dazu kommen Kräuternoten. Das riecht richtig ansprechend. Die Mischung aus fruchtigem Pfirsich, blumigem Hopfen, Zitrusfrüchten und Kräutern gefällt mir auch geschmacklich. Vor allem, weil das alles recht schön mit dem Karamell-Charakter des Malzes harmoniert. „Harmonie“ ist übrigens sowas wie das Motto der Ederbräu-Biere. Gewagte geschmackliche Experimente sind weniger das Ding der Brauer. Insofern ist es kein Bier, das jetzt „brutal anders“ schmeckt. Ob man also so eine Geschmackskombination „mutig wie die Musketiere“ nennen darf, sei dahingestellt. Trotzdem zeigt er im Bereich der hopfengestopften Böcke eine geschmackliche Eigenständigkeit. Da wird ja häufig mit den gleichen oder zumindest ähnlichen Hopfen aus den USA, Neuseeland und auch Australien experimentiert. Und auch Strisselspalter Hopfen findet man schon immer häufiger in Bieren. Zumindest fällt er mir seit meinem letzten Elsassaufenthalt immer häufiger auf. Aramis ist mir dagegen bei deutschen Bieren noch nicht aufgefallen. Man sollte vielleicht auch ein Auge auf die französische Bierszene haben. Vielleicht kann man sich da das eine oder andere abschauen …
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