Heute schlage ich mal wieder einen weiten Bogen durch Raum und Zeit sozusagen. Aber manchmal geht es nicht anders. Denn mit den Bieren der „Burgbrauerei Herzog von Franken“ aus Thüngen ist es nicht so einfach, wie ich finde.
Da wäre zum Beispiel alleine schon der Titel „Herzog von Franken„. Den gab es zwar im 10. Jahrhundert schon, aber ein fränkisches Herzogtum konnte sich nicht wirklich herausbilden, wurde in der Folge vielmehr geteilt und als von 1168 an die Würzburger Bischöfe den Titel führten, hatte er nur mehr symbolische Bedeutung. Als Franken an Bayern fiel, erbeuteten die nicht nur das Herzogsschwert, sondern auch den Titel. Der aktuelle „Träger“ der recht inhaltsleeren fränkischen Herzogswürde ist daher auch der Chef des Hauses Wittelsbach. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das grade Franz von Bayern. Was allerdings der kleine Ort Thüngen mit der fränkischen Herzogswürde zu tun hat, erschließt sich mir nicht ganz. Denn die Herren in Thüngen waren nach den Hennebergern die Freiherren von Thüngen. Fränkische Herzogsinsignien trugen die nie. Aber immerhin war die Familie mit dem Erbküchenmeisteramt der Fränkischen Herzöge belehnt. Aber Erbküchenmeister der Herzöge von Franken klingt heute wahrscheinlich nicht mehr so attraktiv. Da nimmt man’s mit der historischen Korrektheit wohl nicht mehr so genau.
Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Als ich 2012 mal über das Herzog von Franken Pils schrieb prangte auf den Flaschen und auch überall in den Getränkemärkten noch der Hinweis: „Original gebraut in Thüngen“. Denn die Arnsteiner Brauerei hatte die Geschäftsführung in Thüngen übernommen. Und da lag der Verdacht nahe, dass das Bier nicht mehr aus Thüngen käme. An dem Verdacht hat sich nichts geändert, wohl aber an den Etiketten. Denn mittlerweile steht da klipp und klar: „Arnsteiner Brauerei Arnstein„. Ob in Thüngen noch gebraut wird, kann ich so nicht sagen. Aber den Eindruck erweckt das Ganze nicht mehr. Schaut man sich die Arnsteiner Homepage an, werden da ganz selbstverständlich auch die Thüngener Biere aufgelistet.
Ich sag’s ja, alles irgendwie komisch. Und da macht das Etikett des heutigen Biers keine Ausnahme. „Herzog der Schwarze“ heißt es und echt fränkisch, echt ehrlich soll es laut Hompage der Brauerei sein. Wie gesagt, da habe ich so meine Zweifel.
Immerhin satt dunkel bis schwarz ist es. Und vom Aroma her ein wenig süßlich. Geschmacklich hat es mich nicht ganz so überzeugt. Der erste Eindruck war irgendwie ein wenig … komisch. Vielleicht lag es an den Süßholzaromen zusammen mit den dunklen Röstmalznoten, dem Hopfen, der unterschwelligen Süße … Aber ich mag halt kein Lakritz und vielleicht ging es mir ein wenig zu sehr in diese Richtung. Außerdem hätte es mehr Volumen vertragen können. Da kenne ich „sattere“ Schwarzbiere. Irgendwie ist die Flasche fast das beste an dem Bier. Aber auch damit habe ich so meine Probleme. Von der schrägen Grammatik mal abgesehen. Aber „Schwarzer Herzog“ hätte man es nicht nennen können. So heißt schon ein Bier der Hofbrauerei Wolters. Und was für ein Reiter ist das auf dem Etikett? Der Uniform nach gehört der wohl ins 19. Jahrhundert. Aber gerade da hörte Franken ja auf zu existieren …
Was die Thüngener oder die Arnsteiner mir mit dieser wüsten Mischung aus Zeit und Raum sagen wollen, ist und bleibt mir ein Rätsel. Aber manchmal muss ich nicht alles verstehen, selbst, wenn ich mich bemühe …
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