So, jetzt wird’s „jeck“! Schließlich hat gestern der Endspurt im Fasching, Karneval, die Fastnacht – oder wie auch immer man den organisiert unorganisierten Frohsinn mit Verkleidung, Helau und Alaaf nennen man mag – begonnen. Da kann und will ich mich nicht ausnehmen, denn wer, wenn nicht wir Franken, sind im bayerischen Vielvölkerstaat die Top-Karnevalisten? Genau! Man schaue sich mal nur die Verkleidungen von Günther Beckstein (als Claudia Roth enfach nur göttlich!!!) oder Markus Söder (als Shrek seinem Naturell mehr als nur ähnlich) an. Tja, dagegen ist Horst Seehofer in seiner „Unverkleidung“ ein echter Langweiler. Naja, wahrscheinlich konnte er sich wieder mal nicht entscheiden, als was er gehen soll.
„Faschingsbiere“ gibt es zwar auch, aber weil ich grade noch so schön in Erinnerung an die interessanten Biere der Braukunst Live denke, schreibe ich bis zum Faschingsdienstag mal nicht über helle „Saufbiere„, sondern – augenzwinkernd – über Biere, die entweder von Kostümen inspiriert zu sein scheinen oder die ihrerseits selbst zur Maskerade anstiften. Naja, mehr oder minder … Bleibt also die Frage, als was man sich verkleiden soll. Darf man diversen Trend-Portalen bzw. Kostümversendern glauben, ist der „ewige Klassiker“ Cowboy in diesem Jahr gar nicht mehr so angesagt. Und dass, obwohl im letzten Jahr mit Django Unchained der passende Film im Kino war. Aber Django scheint nicht mehr so angesagt zu sein.
Bei Django wäre ich dann (endlich) beim heutigen Bier des Tages angelangt, dem Old Django der Nikl-Bräu aus Pretzfeld.
Wer aber bei deiesem Bier an ruppige Cowboys zwischen Franco Nero und Jamie Foxx denkt, der liegt aber mal ganz, ganz falsch. Statt eines stattlichen, trocken-bernsteinigen Whiskey-Biers, wie es sich namenlose Fremde in staubigen Saloons irgendwo in der Einöde des wilden Westens schmecken lassen, bekommt man etwas ganz anderes. Nikls Old Django ist nämlich hell, trüb und irritierend fruchtig. Oder sagen wir es so: Irritierend, wenn man die Geschichte nicht kennt. Nikls Django weder ein schießwütiger Fremder mit einem Maschinengewehr im Sarg auf Rachefeldzug, noch ein ehemaliger Sklave auf den Plantagen der amerikanischen Südstaaten. Hier geht es eher um die Streuobstwiesen in der fränkischen Schweiz und darum, dass „Django“ der Spitzname von Johann Hofmann, dem Urgroßvater des heutigen Braumeisters gewesen sein soll. Und der fränkische Django war „Obstbrenner und Liebhaber fränkischer Biere“. Weshalb ihm Mike Schmitt mit dem Old Django ein Denkmal gesetzt hat.
Formell handelt es sich dabei um einen hellen Bock mit 9,3 % Alkohol. Das Besondere an dem Bier ist, dass es zusammen mit Williams-Christ-Birne vergoren wird. Wie man auf so eine Idee kommt? Gute Frage. Da wiedersprechen sich die Angaben ein wenig. Auf dem Etikett der Flasche kann man lesen, dass „die Bierwürze noch heute nach seinem [i.e. Johann Hofmann] Rezept mit fränkischem Williams Edelbrand vergoren“ wird.
Auf www.bier-entdecken.de findet sich eine klein wenig andere andere Entstehungsgeschichte: „Das Bier entstand eigentlich aus einem Zufall heraus, durch einen Braufehler benötigte er ein Gefäß zur Lagerung des Bieres, so borgte er sich bei seinem Nachbarn – einem Schnapsbrenner – ein 300 Liter Fass. Er wusste nicht, dass sich in diesem Fass noch ein kleiner Rest Williamsbirne befand. Er vergor das Bier und es entstand ein sehr interessantes Bockbier. Nach dem Probieren sagte er sich: „Das versuche ich noch einmal“. Er braute 5 Fässer davon, befüllte 200 Flaschen zu je 0,75 Liter damit[…].“
Das deckt sich mit der Angabe auf dem Etikett: „Eine Kreation von Braumeister Mike Schmitt„.
Aber sei es, wie es mag. Interessant ist es jedenfalls. Ein wenig Birne weht einem um die Nase, aber so überdeutlich kommt sie nicht heraus, wie ich finde. Ähnlich verhält es sich beim Geschmack: Ein helles Bockbier (Pilsner Malz und Karamellmalz) ist die Basis, frisch, malzig-süß. So weit, so gut. Der Hopfen bleibt weitgehend im Hintergrund. Muss er auch, sonst würde die Birne nicht so durchkommen. Die baut sich vom fruchtigen Antrunk an – da unterstützt sie die Süße des Malzes – auf und wird zum ein wenig trockeneren Abgang hin immer deutlicher. Aber trotzdem fehlt dem Bier der „Wumms“, sozusagen wie das Maschinengewehr im alten Django oder das Dynamit in Django Unchained.
Wobei ich fairerweise auch sagen muss, dass ich gar nicht wüsste, was man anders machen sollte. Gibt man dem Bier mehr Hopfenaromen, „killen“ sie die feine Birnenstruktur. Gibt man dem Bier aber mehr Birnenaromatik, gleitet der Bock mehr in Richtung Süße weg. Vielleicht ginge auch ein wenig mehr Malzkörper? Oder ein trockenerer Abgang? Irgendetwas bräuchte es meiner Meinung nach, um dem Bier noch ein wenig mehr „Charakter“ zu geben. Eben ein wenig mehr von dem, was man sich unter einem „Old Django“ vorstellt. Dann wäre das Old Django ein richtiges Top-Bier. So bleibt es nach wie vor lässig trinkbar. „State of the art“ oder stilbildend wie der Film „Django“ ist es so aber nicht. Allerdings gab es von dem Bier im Shop auch holzaromatisierte Versionen mit Rotwein- oder Tequillaaromen. Und gerade letzteres stelle ich mir so vor, wie man es beim Namen Old Django erwarten würde. Allerdings sind die schon ausverkauft.
Also wird es wohl eher kein Cowboy/Django-Kostüm in diesem Fasching. Macht ja nichts, denn ich habe mir noch genügend Bier-Inspirationen in den letzten Tagen geholt. Und noch ist nicht Faschingsdienstag …
Noch keine Kommentare