Bei „neuen Brauereien“ auf dem fränkischen Biermarkt bin ich ja durchaus immer ein wenig skeptisch. Denn was sich selbst „Brauerei“ nennt, ist häufig „nur“ eine Biermarke, die ihr Bier woanders brauen lässt. Eine „Brauerei, die bestenfalls aus einem Briefkasten besteht und bei der die Homepage und das Marketing so viel kosten, dass man sich eine kleine und feine Brauanlage dafür hätte kaufen können. Wenn man denn Bier brauen könnte …
Als ich also auf dem Nürnberger Bierfest ankam und neben dem Stand der Gaststätte Hütt’n in die Promotion für eine neue Nürnberger Brauerei „gelaufen bin“, war ich dementsprechend skeptisch. In der Hütt’n gibt es ja eigene, lohngebraute Biere. Sollte hinter der neuen Brauerei auch wieder „nur“ eine neue Biermarke, rechtlich ein Inverkehrbringer gemeint sein? Schließlich stand da ein Kellerbier vor mir, abgefüllt in 0,25er-Flaschen. Sowas gibt es in Franken schon mal …
Die gute Antwort: Nein! Hütt’n-Chef Udo Deppisch soll, so berichtet es die Bierfest-(Anzeigen-)Zeitung „Hopfen & Malz“, eine 48-Liter Brauanlage haben, mit der er besagtes Bier einbraue und unter dem Namen Nürnberger Burgbräu in seinem eigenen Lokal anbiete. Und das Ganze als unfiltriertes Märzen mit 13,8 % Stammwürze und 5,6 % Alkohol. Beistand und Hilfe gab es von keinem Geringeren als Georg Rittmayer, der ja auch das Pils für die Hütt’n braut, was man so hört.
Der Trunk ist angenehm malzfruchtig, das Nürnberger Burgbräu Märzen zeigt feine Karamellaromen. Wiener Malz soll mit verbraut worden sein, ein Malz, das mir als Hobbybrauer auch ganz gut gefällt. Die Hefe gibt dem Märzen ein wenig mehr Volumen. Das passt nicht unbedingt zu einem Märzen – ich überlege gerade, wie viele unfiltrierte Märzen ich kenne. Aber ok, das Bier wird ja zwar nicht in der eigenen Garage, aber immerhin im eigenen Lagerraum selbst produziert. Und Filtration bekommt man als Hausbrauer nur mit einigem technischen Aufwand hin. Der Abgang ist nicht herb, aber bierig würzig. Ein ausgewogenes Bier, das insgesamt doch mehr an ein Kellerbier als an ein Märzen denken lässt. Was wiederum nicht am Rezept liegt, sondern an der Hefe.
Aber vielleicht war das ja nur ein Flaschenproblem? Das Nürnberger Burgbräu Märzen gab es nämlich auf dem Bierfest ausnahmsweise als Flaschenabfüllung. In der Hütt’n gibt es das Bier nämlich vom Fass mit bayrisch Anstich. Immer mitwochs bis samstags am Abend, solange der Vorrat reicht. Das könnte einschlagen wie eine Bombe. Denn das Bier ist durchaus süffig! Da sollte man vielleicht gleich mal über eine größere Brauanlage nachdenken oder das Bier nach eigenem Rezept auf einer größeren Anlage brauen lassen. Ich würde ja für Ersteres plädieren …
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