Mit dem Pils ist es ja so eine Sache: Fast jede Brauerei braut eines, die großen Fernsehbrauereien definieren, was ein deutsches Pils sein soll … aber ein echt interessantes zu finden, ist gar nicht so einfach. Oder drücken wir es mal anders aus:

Ich erlebe es selten, dass ich ein Pils in der Hand habe,
das mich vom ersten Schluck weg überrascht.

Trotzdem passiert es immer mal wieder. Und letzthin war das beim Pils der Brauerei Gundel aus Barthelmesaurach der Fall. Denn dieses hellgelbe Pils mit 5,0 % macht etwas, was für ein Pils normal sein sollte, was aber immer weniger Pilsner machen: Es schmeckt nach Hopfen!

Gundel Pils 2

Aber mal von Anfang an: Pils ist nicht gleich Pils – das ist mehr als eine Binsenweisheit. Deutsche Pilsner sind keine Böhmischen Pilsner. Das deutsche Pils ist „ein helles, hoch vergorenes und daher keinesfalls süßes Lagerbier mit guter Schaum­stabiliät sein muss„. So beschreibt es kein Geringerer als Bierpapst Conrad Seidel in der Zeitschrift für Essen und Trinken falstaff. Was die Sensorik angeht, geht man bei den Bitterwerten immer weiter nach unten. Sollte ein typisches deutsches Pils früher zwischen 30 und 40 Bittereinheiten haben, so sei selbst beim  World Beer Cup die Anforderung zuletzt auf 25 IBUs gesenkt worden – so Conrad Seidel.
Guter Hopfen ist teuer und milde Biere kommen allgemein besser an, da wird aus einem „deutschen Pils“ allzuhäufig ein getreidig-herbes, schlenkes „Spülwasser“. Das mag jetzt überspitzt formuliert sein, aber mal Hand aufs Herz: So ein Weichspül-Pils kennt jeder von uns. Und nicht nur eins!

Gundel Pils

Und dann macht man das Gundel Pils auf und einem strömt schon mal ein feines Hopfenaroma entgegen. Auch das passiert bei anderen Pilsnern, aber beim Gundel Pils geht das Aroma ganz deutlich und erfrischend in Richtung Citrusaromen. Das ist nicht einfach der platte und – ich erinnere mal an das gestrige Weiss Rössl Pilsner – einfach platte „Standard-Hopfen“, das richt schon interessant. Und was sich in der Nase angekündigt hat, setzt sich auf der Zunge fort. Ein deutliches Citrus-Hopfenaroma macht sich sofort auf der Zunge breit, dazu kommt eine anfängliche, deutliche Herbe – aber an die gewöhnt man sich schnell. Dann pegelt sich die Wahrnehmung der Bittere ein und passt wunderbar zum Hopfenaroma nach Gras, Limone, Blumen … Laut Homepage wird das Pils „mit einer Extraportion Aromahopfen gebraut„. Das scheint in diesem Fall mal keine platte Werbeaussage zu sein. Dieses Pils gehört mit dieser Hopfenaromatik eindeutig zu meinen Pils-Favoriten, vielleicht sogar zu den Top 10. Das hätte ich so nicht erwartet. Und auch auf ratebeer.com reibt sich so mancher verwundert de Augen: „Very hoppy for a Bavarian Pils, lovely resiny-grassy character with just a touch of lemon.Good.