Große Teile Frankens habe ich ja mittlerweile schon „abgearbeitet“ – vor allem das „Kernfranken“, also Ober-, Mittel- und Unterfranken. Aber bei den drei heutigen Regierungsbezirken handelt es sich ja „nur noch“ um das, was – salopp gesagt – die Bayern und Napoleon von Franken übrig gelassen haben. Mich interessiert Franken aber als Kulturregion und da gehören das Hohenloher Land und Tauberfranken, der Süden Thüringens und auch die Region um Eichstätt zu Franken. Insofern darf ich heute mal wieder über die Tittinger Brauerei Gutmann schreiben, die „politisch gesehen“ in Oberbayern liegt. Immerhin zählte Eichstätt von 1500 bis 1803 zum Fränkischen Reichskreis und Eichstätt gehörte von 1838 bis 1972 zum Regierungsbezirk Mittelfranken.

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Fraenkischer Reichskreis“ von MikmaqEigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons.

Bei der Brauerei Gutmann in Titting bin ich ja immer ein wenig zwiegespalten, was die Einordnung in Franken oder Altbayern angeht. Zum einen sind die Etiketten der Brauerei arg „rautenlastig„.

Spezial

Zum anderen gab es auf der Homepage zum Beispiel ein Franken-Quiz. Im Sortiment gibt es sehr viele Weißbiere, die ja nicht so typisch für Franken sind. Aber es gibt eben nicht nur die. Auch wenn auf der Homepage die Weißbierspezialitäten herausgestellt werden, gibt es zumindest zwei untergärige Sorten. Eine davon ist das Gutmann Spezial. Und Spezial ist so eine Sorte, die sich vor allem in einem Streifen vom Hohenloher Land bis hin eben nach Titting, aber nicht nur dort finden lässt.

Spezial 2
Unter einem Spezial versteht man ein Bier, das im Charakter irgendwo zwischen einem Märzen und einem Export zu verorten wäre – wenn man diese Biere denn als eigenständige „Sorte“ ansehen will. Das Etikett beschrebt es als „mildes Export„, aber ich bleibe bei der Charakterisierung zwischen Märzen und Export. Denn damit trifft man den Charakter des Gutmann Spezial ganz gut. Es ist erstaunlich hell dafür, dass Gerstenröstmalz mit verbraut wurde. Da hätte ich einen dunkleren Farbton erwartet. Mit 5,4 % hat es ein wenig mehr „Wumms“ als andere Lagerbiere. Aber ein Spezial muss ja auch ein wenig speziell sein. Der Geruch ist ausgewogen, ja „bierig“ würde ich es nennen. Da sticht nichts hervor, Hopfen und Malz halten sich die Waage. Und geschmacklich ist es ein verdammt gutes Bier. Ein runder Malzkörper bildet die Grundlage für eine feine Süße und Aromen, die in Richtung Toast oder besser Bisquit gehen. Nur eben nicht so derb süß! Im Gegenteil! Der Hopfen passt sich mit fein fruchtigem Aroma an, das Bier besticht durch seine Ausgewogenheit – und noch mehr durch seine Süffigkeit. Ob man es nun als helles Märzen oder als mildgehopftes helles Export ansehen mag, ist dabei egal. Das Ergebnis überzeugt mich jedenfalls.
Nur frage ich mich, warum man so ein Schätzchen auf der eigenen Homepage versteckt hält. Und wenn das Gutmann Spezial schon so süffig war, was versteckt sich dann hinter dem Gutmann untergärig, das auch gerade meinen Kühlschrank bewohnt? Darüber schreibe ich dann ein andermal.