Es gibt ja einen Satz, bei dem ich immer „aufhorche“ und der lautet: „In der Stadt wurde eine neue Brauerei eröffnet!“ Zum einen, weil neue Brauereien mehr Biere bedeuten und das mein Projekt natürlich verlängert. Zum anderen, weil nicht alles, was sich „eine neue Brauerei“ nennt, für jeden „Bierfreund“ auch eine „Brauerei“ ist. Ich meine, eine Brauerei bedeutet für viele Bierfreunde ein Betrieb mit einer Braustätte. Und legt man die eigene Braustätte als Maßstab an, dann wäre die Brauereilandschaft tatsächlich viel ärmer.

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Eine der Brauereien, die noch keine eigene Brauerei haben, ist die Erlanger Brauerei Weller e.G. Im Jahr 2011 kam die mit ihrem Bier 3×11 auf den Markt und damals war man noch recht sparsam mit Informationen, wo das eigene Bier gebraut würde, solange man noch keine eigene Brauanlage hat. In der Presse kan man lesen, dass das Bier beim Göller in Zeil am Main gebraut wird. Auf der Homepage  habe ich darüber allerdings so schnell nichts gefunden. Schade eigentlich, denn neben dem schönen Plan, wie die eigene Brauerei aussehen soll, wäre für den Bierfreund die Info, wo das aktuelle Bier gebraut wird, durchaus wichtig.

Vor allem bei einem Bier wie dem Weller 3×11. Denn dabei handelt es sich um ein helles Lagerbier – und helle Lagerbiere von ehemaligen Brauereien sind ja in den letzten Jahren nicht gerade selten auf dem Markt. Ich fände da ein wenig Transparenz gut, sonst wird das Weller 3×11 mit einem Grüner Hell in einen Topf geworfen. Aber während es bei dem Fürther Bier wohl vor allem darum geht, dass Tucher stärker den Retro-Trend bedienen kann, steht hinter dem Erlanger Bier die Idee einer genossenshaftlichen Brauerei. Dass sowas funktionieren kann, hat die Kulmbacher Kommunbräu gezeigt. Ob es in Erlangen genauso gut funktionieren kann, muss sich erst noch zeigen. Immerhin setzt sich die Bügelverschlussflasche von den sonst so üblichen Euro-Flaschen mit Sechzigerjahre-Etiketten ab.

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Natürlich ist auch das 3×11 „nach einem Rezept aus der ‚guten alten Zeit‘ gebraut“ worden. Bei den Zutaten lässt man sich nicht in die Karten schauen, außer, dass es mit Tettnanger Hopfen gehopft wurde. Und Hopfen ist auch das Stichwort! Denn das 3×11 startet für ein Helles kernig herb. Während des ganzen Trunks schmeckt man ein würziges, leicht kräuteriges Hopfenaroma. Das hat einene igenen Charakter, das muss man sagen. Allerdings muss man so einen hopfigen Grundton auch mögen – dann gefällt einem das Bier. Ist man eher der Freund milder Lagerbiere, dann findet man das Aroma und die Bittere des Weller 3×11 schnell anstrengend. Dass es durch seinen eigenen Charakter aber gerade kein typischer Retro-Helles-Klon ist, ist ihm aber auf alle Fälle hoch anzurechnen!

Der eigenwillige Name des Biers spielt übrigens auf die Geschichte der Brauerei Weller an. Die wurde 1811 gegründet und 100 Jahre später 1911 wurde der Braubetrieb eingestellt. 100 weitere Jahre später wurde die Marke wiederbelebt.  Drei mal ist es also ein „Elfer-Jahr“ schicksalhaft fürs Weller-Bier. Mal sehen, was das Jahr 2111 in Sachen Weller so zu bieten  hat.