Ich bin – das hatte ich ja schon ein paar mal erwähnt – in der Bierstadt Kulmbach geboren. Damals sah die Kulmbacher Bierlandschaft noch anders aus als heute. Und auch, wenn ich heute mit nicht allem einverstanden bin, was in Kulmbach so biertechnisch läuft, habe ich doch noch eine besondere Beziehung zu Kulmbacher Bieren. Und eines davon ist das – zumindest ehemals – legendäre EKU 28.

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Ich war ja damals, als ich noch jung unschuldig und vor allem noch kein Biertrinker war, ein EKU-Fan. Das lag an dem für mich damals imposanten . Wenn der irgendwo stand, konnte die Konkurrenz von der Reichel Bräu einpacken. Und das war ja nicht alles: Das EKU 28 schlug sich seinerzeit tapfer, wenn es um das stärkste Bier der Welt ging. 11% Alkohol! Damit schlug man den Reichelbräu Eisbock, damit war man König … nur die Schweizer damals (und heute die Österreicher) spuckten einem mit dem Samichlaus in Suppe. Ach, damals war die Welt noch in Ordnung – oder der eigene Horizont so beschränkt, dass das, was man wahrnahm, in Kulmbach für eine stolzgeschwellte Brust reichte … Es gab kein Bierpub der Welt, in dem das EKU 28 fehlen durfte.

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Heute sieht die Sache anders aus. Das EKU 28 ist längst ein Nischenbier im großen Kulmbacher-Sortiment geworden. Der EKU-Truck fährt wahrscheinlich auch nicht mehr durch die Gegend. Das Kulmbacher Aushängeschild ist längst Mönchshof. Und das EKU 28 mittlerweile nur noch „eines der stärksten Biere der Welt“. Wobei auch das euphemistisch ist. mit 11 % ist es in der heutigen Bierwelt nicht mehr unter den Top 10. Selbst deutschlandweit dürften sich mittlerweile genügend stärkere Biere finden, der Schorschbräu sei Dank. 11 % sind noch verdammt ordentlich, aber kein Hexenwerk mehr.

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Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mich lange vor einem Test des EKU 28 gedrückt. Früher war das Bier – so legendär es war – auch ein wenig verschrieen. Likör nannten wir das damals. Klar, man durfte endlich Bier trinken und musste ans EKU 28 ran. Damals hat einen dieses gefordert, ach was, überfordert. Böcke kannte man, aber solche schweren, süßen …? Heute sieht die Sache anders aus. Längst ist der eine oder andere Barley Wine über den Gaumen geflossen und das eigene Bild vom Bier hat sich verschoben. In viel Richtungen erweitert. EKU 28? Her damit! Das bernsteinbraune Bild lässt mich kurz stutzen: War er früher dunkler? Oder wirkte er früher nur so? Geschmacklich scheint alles beim alten geblieben zu sein: Schweres Malz füllt einem den Mundraum, trockenfruchtige Süße klebt auf den Lippen … Das ist noch ein Wort, aber „keine Wucht“ mehr. Dazu kommt der spürbare und schmeckbare Alkohol und selbst der Hopfen darf mal kurz mit schöner Herbe gegenhalten. Ein wuchtiger dunkler Bock, der ein wenig runder sein könnte – das ist das EKU 28 heute. Kein schreckgespenst mehr wie früher. Gut, einen Sixpack (das Bier gibt es nämlich nur selten einzeln zu kaufen) müsste ich davon nicht haben. Aber ein ein echtes „Problem“ wäre so ein Sixpack auch nicht mehr. Man muss ihn ja nicht an einem Abend trinken!

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Eigentlich schade, dass das EKU 28 mittlerweile so untergegangen ist. Natürlich findet man es noch überall auf der Welt, aber an Strahlkraft hat es verloren. Es ist eben kein „Barley Wine“ und auch nicht „barrel aged“, wiewohl es sich dafür eignen würde und man in Kulmbach auch das nötige Kleingeld für solche Editionen hätte. Schneider macht es ja gerade mit dem Aventinus vor, den er als „Vintage-Version“ auf den Markt bringt. Warum schafft das Kulmbacher mit dem EKU 28 nicht mehr? Qualitativ hätte es das Bier doch drauf. Immerhin hat das markante EKU 28 das Stechen bei der Deutschen Biersommeliermeisterschaft 2013 entschieden. Das sollte doch was heißen! Oder geht es am Ende doch nur um Quantität? Um die Masse? In der droht das EKU 28 aber eher unterzugehen. Dann prophezeie ich dem Bier keine große Zukunft mehr.