Diskutiert man mit Bierfreunden, dann fällt immer wieder ein Satz: „Bier braucht Heimat“. Und gemeint ist damit häufig, dass man doch bitte in einer Bierregion wie Franken auch fränkisches Bier zu trinken habe. Kein Wunder, dass es auf den Bieretiketten von Bezeichnungen wie „original“ und „echt“ nur so wimmelt. So sehr, dass es fast schon wieder inflationär wirkt. Fehlt nur noch, dass die Begriffe gesteigert werden. „Der echteste Genuss“ oder „Das originalste Bier“ …
Ganz so weit sind wir (hoffentlich) noch nicht. Aber fast … denn, was „echt“ ist und was nicht, darüber lässt sich trefflich streiten. Was mich mal wieder nach Aschaffenburg bringt. Da wirbt die Schlappeseppel GmbH mit dem markigen Spruch: „URIG, KERNIG, ECHT„. Nur, dass das Schlappeseppel Bier schon längst nicht mehr aus der ehemals gleichnamigen Brauerei kommt, sondern von Eder&Heylands gebraut wird. Und das wiederum veranlasst die Schwindbräu aus dem Aschaffenburger Stadtteil Schweinheim wiederum auf ihre Etiketten zu schreiben: „Das echte Aschaffenburger“. Das mutet jetzt ein wenig nach Provinzposse an, aber auf dem ständig neue Negativzahlen in Sachen Absatz einfahrenden Biermarkt muss man jede Möglichkeit nutzen. So sieht es jedenfalls von Außen aus.
Wenn man so will, ist also das Schwind Bier das „echtere“ Aschaffenburger Bier. Ob es dadurch auch besser ist, kann man so nicht sagen. Da muss man sich mal die Biere einzeln ansehen. Optisch ist das Schwind Pilsner jedenfalls in Ordnung. Und die Euro-Flasche ist ja im Moment auch schwer im Trend. In der Nase wirkt es fein gehopft. Das gefällt mir schon mal. Schließlich wirken viele Pilsner langweilig und nahezu „unterhopft“. Interessanterweise schmeckt es sogar noch hopfiger als es riecht. Von vorne weg kommt das Hopfenaroma deutlich hervor. Im zweiten Teil kommt die Süße und das Malz deutlicher hervor. In der Bittere könnte es stärker sein, aber das kennt man von fränkischen Bieren im Vergleich zu anderen Bierregionen. Das Zusammenspiel des feinen, deutlichen Hopfenaromas und der Süße ist interessant, aber auch ein wenig „eigen“. Mag man das, dann hat man mit dem Bier sicher seinen Liebling gefunden. Aber man muss es eben mögen. Was man dem Schwind Bräu Pilsner aber so oder so zugestehen kann, ist, dass es ein Bier mit einem eigenen Charakter ist. Und das gilt nicht für alle Biere aus der Region ;-) …
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